Zeitlos abschreckend und irre komisch
Kaum zu glauben: Vor fast einem Jahr habe ich diesen Blog eingerichtet. Und seither ist nicht viel passiert. Warum? Die ersten Monate im Beruf haben mich ganz schön vereinnahmt: jeden Tag etwas Neues, oft das Gefühl der Reizüberflutung und dazu viel, viel Textarbeit. Wenn ich dann abends nach Hause kam, habe ich oft einfach NUR gelesen - ohne einen Bleistift in der Hand und ohne den Hintergedanken, dieses Lesevergnügen nun auch noch irgendwie zu "verwerten". Aber die Zeiten ändern sich :-). Inzwischen habe ich wieder mehr Raum zum privaten Lesen, Schreiben, Renzensieren. Ich starte nun also meinen zweiten Wortklauberinnen-Anlauf. Und zwar mit einer Besprechung von Thomas Glavinics Roman "Das bin doch ich", die erstmalig im rezensöhnchen (Ausgabe 41) erschienen ist:
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Episodisch erzählt der Protagonist aus seinem Alltag als Schriftsteller. Momentan scheint die Harmonie der Schreiberseele empfindlich gestört. Der letzte Roman Die Arbeit der Nacht ist beendet, es fehlt allerdings noch ein Verlag, der das Buch druckt. Während die Verkaufszahlen von Die Vermessung der Welt, dem Erfolgstitel seines Busenfreunds Daniel, von Tag zu Tag steigen, sitzt Glavinic auf heißen Kohlen. "Nun heißt es warten".
Die Zeit schlägt sich unser Held in der Wiener Kulturszene tot und schnell wird klar: Er hält von niemandem besonders viel, da macht er auch bei sich selbst keine Ausnahme. Er ist ein notorischer Nörgler, chronischer Trinker und ängstlicher Hypochonder. Erzählt wird dies ebenso lakonisch wie ironisch, mit einem sicheren Gespür für Situationskomik. Auf diese Weise wird der Roman zu einem amüsanten und kurzweiligen Leseerlebnis.
Dass er 2007 auf der Shortlist des deutschen Buchpreises gelandet ist, hätte seinen Protagonisten jedenfalls nicht überrascht. Denn im Grunde wusste der es schon immer: Der beste Autor dieser Generation: "Das bin doch ich!"
Infos zum Buch:
Thomas Glavinic
Das bin doch ich
München, Hanser 2007
240 Seiten
19,90 Euro
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