Im Kirschtal
Als wir in den Osterferien spontan nach Kroatien aufbrachen, hatte ich keine genaue Vorstellung, was mich dort erwarten würde. Ich wusste von schönen Kiesstränden und blauem Meer. Nicht vielmehr. Nie jedoch hätte ich gedacht, dass wir im Kirschtal der Brüder Löwenherz landen würden! Ja wirklich: Das Landesinnere Istriens mit seinen sanften Hügeln, den kleinen Bauerndörfern und den unzähligen blühenden Weißdorn-, Apfel- und Kirschbäumen hat mich genau daran erinnert. Leider hatte ich dieses Lieblingsbuch aus Kindertagen nicht im Gepäck (wie hätte ich das auch ahnen sollen?!). Aber als ich wieder zuhause war, habe ich sofort darin nachgelesen. Und mein Gefühl hat mich nicht getäuscht: Mir ging es beim Anblick dieser Landschaft tatsächlich ein wenig wie Karl Löwe, als er nach Nangijala kam:
"Und da - da erblickte ich endlich das Kirschtal. Es war weiß von Kirschblüten weithin! Weiß und grün, von Kirschblüten und grünem, grünem Gras. Und durch all das Grün und Weiß wand sich der Fluß wie ein Silberband (...). Rund um das Kirschtal lagen hohe Berge, auch das war schön. Und die Hänge hinab strömten Bäche und Wasserfälle ins Tal, dass es nur so rauschte, denn es war Frühling. Auch die Luft hatte etwas Besonderes. Am liebsten hätte man sie getrunken, so rein und frisch war sie. "Von dieser Luft könnte man in unserer Stadt schon ein paar Liter brauchen", sagte ich, denn mir fiel ein, wie sehr ich mich immer nach Luft gesehnt hatte, als ich auf meiner Küchenbank gelegen und das Gefühl gehabt hatte, es gebe gar keine Luft mehr. Hier aber gab es sie, und ich sog davon soviel ein, wie ich nur konnte. Ja, ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Jonathan lachte mich aus und sagte: "Ein bisschen kannst du mir auch übriglassen." Der Pfad, auf dem wir gingen, war weiß von herabgeschneiten Kirschblüten, von oben rieselten zarte, weiße Blütenblätter auf uns herab, und sie blieben im Haar und überall hängen, aber ich mag schmale grüne Pfade voller weißer Kirschblütenblätter, ja ich mag sie wirklich." (zitiert aus diesem Buch, S. 26)Ist es nicht wunderbar, wenn die fiktive Welt der Bücher plötzlich (auf eine Art) so real wird? Wenn das eigene Leben und Empfinden angereichert wird durch Geschichten, die man irgendwann einmal gehört oder gelesen hat? Durch Geschichten, an denen wiederum so viele Erinnerungen und Träume hängen? Die einem damals so viel gegeben haben?
Ich habe dieses Ineinandergreifen von Literatur und Leben jedenfalls sehr genossen! Und eines ist sicher: Wenn ich in ein paar Jahren wieder einmal "Die Brüder Löwenherz" hervorziehen und lesen werde, werden da noch mehr Bilder und Erinnerungen hochkommen: die "alten" von früher, aber auch jene an unseren wunderbaren Urlaub im Kirschtal 2012.
Infos zum Buch:
Astrid Lindgren
Die Brüder Löwenherz
Hamburg, Oetinger
238 Seiten
14,90 Euro
oh, das muss wunderschön gewesen sein, so ein Kirschtal, da hätte ich mich bestimmt wohl gefühlt ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Gesche (@ Kirschenzeit)
Stimmt: Als "Frau Kirschkernzeit" musst du da eigentlich unbedingt auch mal hinreisen :-)
LöschenHach, ich liiebe die Brüder Löwenherz. Was habe ich jedesmal beim Lesen geweint... Ich stelle es mir sehr schön vor, wenn Realität und Fiktion auf diese Weise zusammentreffen!
AntwortenLöschenGanz liebi grüäss, anja
Ich bin auch so eine alte Heulsuse beim Lesen (oder Filmeschauen). Manchmal tut das richtig gut, finde ich....:-)
LöschenIch habe die Brüder Löwenherz geliebt. Wie schön, ihnen auf Deinem Blog wieder zu begegnen un erinnert zu werden, dass es auf der Welt neben Schreibtischen und Computertastaturen noch solche Bücher und solche Blüten gibt.
AntwortenLöschenDanke für deinen Kommentar, liebe Eva! Ich freu' mich sehr darüber :-). Ja stimmt: Es tut gut, immer wieder mal an diese wichtigen Bücher von früher erinnert zu werden. Mir geht's da ganz genauso :-)
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