Aus meinem Reisejournal: Gefühl von Herbst
Unsere letzten Wochen in Kanada verbrachten wir auf einem Demeter-Hof in einem der trockensten Täler des Landes, nahe der US-amerikanischen Grenze. Die Kanadier sprechen von desert. Mich jedoch erinnerten die ockerfarbenen Hügel mit einer Ahnung von Wald an ihren entfernten Graten eher an Savanne, an Süditalien im August, Sardinien vielleicht. Spätestens in den Mittagsstunden, wenn die Luft still stand, legte sich eine Mattheit über das ganze Tal. Über die Hunde, die auf heißen Steinplatten im Schatten dösten. Und uns, die wir uns fallen ließen in die kühle Stille des bunkhouse, dessen zementerne Mauern die Sonne abschirmte, dicht umwachsen von Disteln und wilden Kräutern, deren Geruch wir atmeten. Draußen, jenseits des Küchengartens brachten Heuschrecken und rattlesnakes die Hitze zum Vibrieren. Es war, als zeigte der Sommer ein letztes Mal mit aller Kraft sein Gesicht, fast schon zur Fratze entstellt.
Für unsere zweite Woche im Tal war Regen angesagt. Was für ein Segen! Ein Landregen, der die Hitze von den Dächern wusch und dessen Tropfen wie Murmeln über den staubigen Boden kullerten. Er kam schnell, der Regen, und zog genauso schnell wieder vorüber. Was blieb, war das Gefühl von Herbst. Fall. Von einer Woche auf die andere hatte die Sonne ihre Grellheit verloren, stattdessen tauchte sie alles in ein mildes Safranlicht. Wenn der Wind dann in die Sträucher fuhr und tausende trockene Blätter zum Rauschen brachte, liefen wir los, auf überwucherten Pfaden hangaufwärts. Bis der Blick sich weitete und kühle Höhenluft in unsere Lungen strömte, die uns wieder atmen ließ.
Jedes Jahr, irgendwann im September oder Oktober, ist das so: Wenn mich das Herbstgefühl, das ich so sehr liebe, überkommt, fühlt sich das wie eine riesige Erleichterung an. Vielleicht weil die Jahreszeit in ihrer Ambivalenz meinem Wesen am ehesten entspricht. Vielleicht auch, weil der herbe Duft des Kaffees in der Morgendämmerung, wenn der Tau noch auf den Feldern liegt, an Intensität gewinnt; weil die Abendwärme im Haus nach einem Tag auf den Äckern regelrecht glücklich macht!
Unsere Gastgeber wussten dieses Glück auf ihre Weise zu befördern. Aus dem Gemüse und Obst der uns umgebenden Felder, das die ganze Süße des Spätsommers in sich trug, kreierten sie Abend für Abend die köstlichsten Speisen, die man sich vorstellen kann. Deftige Gemüsesuppen und Gratins, Obstsalat mit einer Spur von Ingwer und Ahornsirup, saftig-süßen Kürbiskkuchen. Soulfood, das mir eine unbändige Lust aufs Kochen machte.
*Eines der Bücher, das mich in diesen Tagen begleitete, ist Zsuzsa Bánks Roman "Die hellen Tage". Von ihrer wunderbaren Sprache habe ich mich für diesen Blogpost inspirieren lassen.
Für unsere zweite Woche im Tal war Regen angesagt. Was für ein Segen! Ein Landregen, der die Hitze von den Dächern wusch und dessen Tropfen wie Murmeln über den staubigen Boden kullerten. Er kam schnell, der Regen, und zog genauso schnell wieder vorüber. Was blieb, war das Gefühl von Herbst. Fall. Von einer Woche auf die andere hatte die Sonne ihre Grellheit verloren, stattdessen tauchte sie alles in ein mildes Safranlicht. Wenn der Wind dann in die Sträucher fuhr und tausende trockene Blätter zum Rauschen brachte, liefen wir los, auf überwucherten Pfaden hangaufwärts. Bis der Blick sich weitete und kühle Höhenluft in unsere Lungen strömte, die uns wieder atmen ließ.
Jedes Jahr, irgendwann im September oder Oktober, ist das so: Wenn mich das Herbstgefühl, das ich so sehr liebe, überkommt, fühlt sich das wie eine riesige Erleichterung an. Vielleicht weil die Jahreszeit in ihrer Ambivalenz meinem Wesen am ehesten entspricht. Vielleicht auch, weil der herbe Duft des Kaffees in der Morgendämmerung, wenn der Tau noch auf den Feldern liegt, an Intensität gewinnt; weil die Abendwärme im Haus nach einem Tag auf den Äckern regelrecht glücklich macht!
Unsere Gastgeber wussten dieses Glück auf ihre Weise zu befördern. Aus dem Gemüse und Obst der uns umgebenden Felder, das die ganze Süße des Spätsommers in sich trug, kreierten sie Abend für Abend die köstlichsten Speisen, die man sich vorstellen kann. Deftige Gemüsesuppen und Gratins, Obstsalat mit einer Spur von Ingwer und Ahornsirup, saftig-süßen Kürbiskkuchen. Soulfood, das mir eine unbändige Lust aufs Kochen machte.
*Eines der Bücher, das mich in diesen Tagen begleitete, ist Zsuzsa Bánks Roman "Die hellen Tage". Von ihrer wunderbaren Sprache habe ich mich für diesen Blogpost inspirieren lassen.
Zsuzsa Bánk
Die hellen Tage
Frankfurt am Main, Fischer Verlage
544 Seiten
21,95 Euro
Mehr bitte... von deinem Reisetagebuch!!! Ich liebe es zu lesen :)
AntwortenLöschenAlles Liebe. maria
Ich auch :-)
AntwortenLöschenGanz liebi grüäss, anja
Da kann ich mich nur anschließen ...
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