Zeitschriften-Insel: Martha Stewart Living
Ich mag Wohn-, Koch-, Garten- und Kreativzeitschriften. Aber eine Zeitschrift, die wirklich ganz und gar meinen Geschmack trifft, habe ich bisher noch nicht gefunden. Die "Living at Homes" und wie sie alle heißen sind mir zu glatt, die Einrichtungen zu katalogmäßig, die Rezepte zu abgefahren. Und überhaupt: Für meinen Geschmack enthalten sie viel zu viel offene und verdeckte Werbung. Trotzdem schmökere ich mich immer mal wieder ein wenig durch die Zeitschriftenregale - insbesondere wenn ich unterwegs bin: auf Bahnhöfen oder - was sehr viel seltener vorkommt - an Flughäfen. Dabei habe ich vor kurzem eine neue Entdeckung gemacht: Martha Stewart Living Deutschland. Diesen Titel gibt es auf Englisch schon seit 1990. Außerdem hat Martha eine eigene Fernsehshow und scheint ein richtiger Star zu sein. Also kein Geheimtip, eigentlich. Dennoch finde ich, dass sich die deutschsprachige Erstausgabe sehr von ihren Schwestern im hiesigen Zeitschriftenregal unterscheidet.
Man kann - wie Alex Rühle vor kurzem in der SZ - solchen Zeitschriften natürlich vorwerfen, was sie nicht verhandeln: "Klimawandel, Artensterben, alles Unangenehme. Stattdessen wird der ordnungsgemäße Anbau von Lobelin erklärt und das entschleunigte, wertkonservative Dasein auf dem Lande gefeiert" (vgl. SZ vom 16./17. Juni: Alex Rühle: Occupy Blumenbeet. Rühle bezieht sich hier auf die Zeitschrift Landlust - die übrigens inzwischen eine höhere Auflage als der Spiegel hat - aber im Grunde gilt es für all die anderen Schöner-Wohnen-und-Leben-Titel auch). Da hat er natürlich recht. Deshalb finde ich es wichtig, auch andere Medien zu lesen, die die Krisen dieser Welt in den Blick nehmen und ein kritisches Bewusstsein schaffen. Aber zwischendurch darf man sich durchaus mal auf eine Martha-Stewart-Living-Insel zurückziehen, was meint ihr? :-)
Mir gefällt die Mischung aus Einfachem und Besonderem, die allen Rezepten und Einrichtungsideen, allen Texten und Bildern innewohnt. So etwas entsteht nicht in Werbeagenturen, sondern im Alltag von Frauen, die Erfahrung haben und ein tiefes Gespür für Schönheit. Diesen Anschein macht es zumindest. Natürlich sind die Fotos professionell gemacht, aber sie sind voller sinnlicher Kraft. Allein das Durchblättern dieser Zeitschrift tut gut, weil die Bilder und Texte so anregend wirken: "Das Leben kann so schön sein!", sagen sie; "Lass es dir mal wieder so richtig gut gehen". Und das tue ich dieses Wochenende in vollen Zügen. :-)
Man kann - wie Alex Rühle vor kurzem in der SZ - solchen Zeitschriften natürlich vorwerfen, was sie nicht verhandeln: "Klimawandel, Artensterben, alles Unangenehme. Stattdessen wird der ordnungsgemäße Anbau von Lobelin erklärt und das entschleunigte, wertkonservative Dasein auf dem Lande gefeiert" (vgl. SZ vom 16./17. Juni: Alex Rühle: Occupy Blumenbeet. Rühle bezieht sich hier auf die Zeitschrift Landlust - die übrigens inzwischen eine höhere Auflage als der Spiegel hat - aber im Grunde gilt es für all die anderen Schöner-Wohnen-und-Leben-Titel auch). Da hat er natürlich recht. Deshalb finde ich es wichtig, auch andere Medien zu lesen, die die Krisen dieser Welt in den Blick nehmen und ein kritisches Bewusstsein schaffen. Aber zwischendurch darf man sich durchaus mal auf eine Martha-Stewart-Living-Insel zurückziehen, was meint ihr? :-)
Unbedingt! ;-) Deine Bilder sehen sehr geniesserisch aus...
AntwortenLöschenGanz liebi grüäss, anja
Oh, das macht mich jetzt richtig neugierig. Ich lese kaum Zeitschriften oder Zeitungen, muss ich zugeben. Landlust & Co. hab ich noch nie gekauft und irgendwie... langweilen... mich diese Art Zeitschriften, wenn ich ihnen beim Arzt oder sonst wo begegne. Ich mag gern, wenn es irgendwie eine Mischung gibt an Stauenkönnen, Neugierigwerden, Ernstem und Belanglosem. Hab aber noch nichts gefunden in die Richtung.
AntwortenLöschenIch bin definitiv auch ein Typ, der nicht immer nur in Ernstem "schwelgen" möchte. Ein wenig Inspiration, Augen- und Seelenfutter... ach, das tut einfach gut :)
Alles Liebe. maria (p.s. hier liegt alles tiptop bereit zum Nähen, einzig meine Kinder haben mich bislang ssseeehhhrrr abgelenkt, aber bald sollte dann post für dich unterwegs sein. Bitte noch ein wenig Geduld!!!)
Keine Eile, liebe Maria! Ich freu mich auch im Spätsommer, Herbst oder Winter noch über ein Kreativberg-Päckchen :-)
LöschenEin schöner Text, der zum Nachdenken anregt: Traditionell wollen Zeitschriften ja immer den Grad unserer Informiertheit erhöhen. Aber heutzutage strömen ja eh dauernd Informationen auf uns ein. Da könnte es doch eine zukunftsträchtige Strategie gerade für Print-Magazine sein, ganz gezielt zur Entschleunigung beizutragen.
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